Interview mit Galerist Roland Haas zum Maler Slavko Radisic

Im Gespräch als zeitzeuge

Slavko Radisic: Reutlinger Maler, Lebenskünstler, Freund. Ein Interview mit Galerist Roland Haas

Wie könnte man Ihnen den Maler, Lebenskünstler und unseren Freund Slavko Radisic besser näher bringen, als über ein persönliches Interview. Gesagt, getan. Wir glauben, dass wir in unserem ca. 30-minütigem Interview, Slavko treffend beschreiben konnten, mit all seinen sympathischen Wesenszügen, den einzigartigen Charakter und ganz besonders seinen enormen, nie endenden Drang zu Malen. 

Aus unserer Sicht, ist es immer sehr wichtig, auch über den Künstler so viel wie möglich zu wissen. Denn idealerweise sollte man sich nicht nur über das Kunstwerk erfreuen, sondern auch Empathie oder zumindest Sympathie gegenüber dem Künstler mitbringen. Warum? So wird das Werk zu viel mehr als nur einem weiteren schönen Bild, dass an Ihrer Wand hängt. Es wird lebendig. Es kommt Ihnen näher. Sie sollen in das Werk eintauchen, sich mit ihm verbinden, sich vorstellen, was Slavko mit dem jeweiligen Gemälde vermitteln wollte. Das war unter anderem etwas, dass sich Slavko Radisic immer gewünscht hat. Eine Honorierung seiner Werke und ihn persönlich als Kunstschaffender. 

Das Interview führte Heiko Wergowski, Freund unserer Familie und seines Zeichens selbst Hobbymaler und Kunstliebhaber. Ein paar seiner Werke finden Sie auf unserer Seite „Weitere Kunstwerke„.

Das vollständige Interview zu Slavko Radisic in Wort und Schrift

„Von Geschäftsinteressen zu enger Freundschaft“

Heiko Wergowski: „Herr Haas, Sie waren ja ein enger Freund von Slavko Radisic. Können sie mir sagen, wie Sie sich kennengelernt haben?

Roland Haas: „Als Verleger und Herausgeber des Lifestyle-Magazins, bin ich natürlich immer auf der Suche nach Persönlichkeiten aus Kultur, Sport und Politik gewesen. Und so bin ich auf Slavko Radisic gestoßen. Als ich ihn kennengelernt habe, haben mich seine Werke sofort begeistert. Aber auch seine unkomplizierte lockere und offene Art. So sind wir zusammengekommen. Angefangen haben wir mit Interviews und Berichte fürs Lifestyle-Magazin, Bilder vorgestellt, und so entstand langsam eine Freundschaft.

„Bescheiden und sympathisch beharrlich“

Er kam dann anfangs ein bis zwei Mal die Woche bei mir vorbei, mit einer Idee, um sie zu besprechen. Ganz schnell hat sich das dann zu fast täglichen Besuchen ergeben. Er hat sich bei uns wohlgefühlt. Er kam dann immer und wollte nur einen Tee trinken. Oft habe ich gesagt, dass ich keine Zeit habe, es geht jetzt nicht, ich habe zu arbeiten. Er hatte ja dann etwas mehr Muse. Er ließ sich aber nicht abbringen. Er sagte, er setzt sich einfach ins Eck und trinkt seinen Tee. Meistens ist dabei aber nicht geblieben. Er war nicht anspruchsvoll. Er war einfach glücklich, wenn er einen Tee bekommen hat. Er wäre nie auf die Idee gekommen einen anderen Tee zu wollen. Er war sehr bescheiden. Einerseits sehr bestimmend in seiner Art, er ließ sich also nicht abbringen. Er hatte ja in der Region noch weitere Familien und Freunde. Es war oft so, dass er diesen dann nicht nur ein Bild günstig verkauft hat, er hat sie dann einfach besucht (Roland Haas lacht) und ist dann zum Essen geblieben, auch ohne Einladung. Er hat einfach gesagt, er bleibt jetzt zum Essen. 

Er hatte gar nichts. Kein Radio, nichts. Er hat für die heutige Zeit in einer undenkbaren Situation gelebt. Ihn hat nur Malen interessiert. Das war seine Welt. Und wenn er eine Sendung sehen wollte, hat er jemand besucht und gesagt heute Abend schauen wir die Sendung an. (Roland Haas lacht) Er hat nicht gefragt, ob die Familie den gleichen Sender sehen will. Da war er sehr bestimmend. Aber seine Freunde, die ihn gekannt haben, haben ihm das nicht verübelt, sondern im Gegenteil, man hat das positiv empfunden. 

Er kam dann immer öfter vorbei mit neuen Ideen und wir haben darüber diskutiert. So sind gemeinsam dann Serien entstanden. Zum Beispiel die Serie „Woman“. Frauen waren schon immer seine Leidenschaft. In jüngeren Jahren war er bekannt dafür, dass er den Frauen zugeneigt war. Er war ja auch ein smarten Typ in seiner Jugend, also sehr viel Charisma. Bei den Frauen hat er anscheint gewirkt. Und so haben wir die Serie „Woman“ gemacht. 

Gemeinsam entstanden bei uns, ist dann auch die Serie über russische Bilder. Ich hatte eine Reise nach Moskau geplant und habe dann die Idee gehabt ein paar Bilder mit nach Russland zu nehmen, weil es da Leute gibt, die über die Mittel verfügen, um so ein Bild zu kaufen. Und so haben wir eine Serie mit russischen Motiven gemacht. Daraus entstand dann auch eines meiner Lieblingsbilder, Chucotka

slavko-radisic-chucotka-nr167-600
Titel: "Chucotka", Maße: 100x70cm, Mischtechnik
slavko-radisic-kreis-der-natur-nr163-600
Titel" Kreis der Natur", Maße: 60x80cm, Mischtechnik

Heiko Wergowski: Neben Ihnen steht ja gerade auch so ein tolles Kunstwerk.

Roland Haas: Als ich Slavko kennengelernt habe, habe ich die ersten fünf Bilder von ihm gekauft. Eines davon ist das hier (Titel: „Kreis der Natur„). Die fünf ersten Bilder sind immer noch meine großen Lieblinge. Da hat er noch anders gemalt wie „heute“ (gemeint sind die letzten Jahre vor dem Tod Slavko Radisic‘). Man sieht es ja, wenn man die Bilder anschaut, sie sind etwas grober geworden. Dazu kann ich später noch was erzählen. 

„Frustration über fehlende künstlerische Anerkennung“

Heiko Wergowski: Er hat also Phasen gehabt. 

Roland Haas: Er hat verschiedene künstlerische Phasen gehabt. Er war die letzten Jahren bevor er gestorben ist sehr unruhig und etwas frustriert über die Kunst und über die Menschen, die seine Kunst kauften oder auch nicht kauften. Sicher hat an ihm auch genagt, dass er den internationalen Durchbruch nicht erreicht hat. Was sich jeder Künstler generell wünscht, denke ich.

Er war sehr oft in Berlin. In Berlin haben einige Galerien seine Bilder mit viel Erfolg verkauft. Auch relativ hochpreisig als Galerie natürlich. Deswegen ist er sehr häufig nach Berlin gefahren. Da hat er sich wohl gefühlt. Da hat er sich verstanden gefühlt. Und da ist er immer mit dem Zug nach Berlin gefahren. Berlin war sein Ding. Da war er sehr häufig. Da kam er dann auch immer motiviert und glücklich zurück. International ging es ja weiter. Er hat sogar unter anderem in Mexiko ausgestellt. Er hat dort einer Galerie ein Bild für über 20.000,- DM verkauft. Ein großflächiges. Also da hat man seine Kunst schon durchaus anerkannt. 

„Innere Unruhe und verschlechterte Sehkraft“

Heiko Wergowski: Wie kam es denn eigentlich zu dem plötzlichen Tod von Slavko Radisic?

Roland Haas: Slavko hatte eine brutale innere Unruhe die letzten Jahre. Was viele nicht wissen, er hat mit seinem Augenlicht Probleme gehabt. Er hat nicht mehr so gut gesehen. Er hat es selber verdrängt und hat es auch nur ungern zugegeben, auch bei seinen engsten Freunden. Auch war er frustriert über die Nichtanerkennung seiner Werke. Er hat also nur noch innere Unruhe gehabt und gemalt, gemalt, gemalt. Er hat Bilder unter seinem Bett gestapelt, er hat sie auf seinem Bett gestapelt. Ich habe Mal gefragt: „Wo willst du denn schlafen?“. Da hat er gesagt: „Schlafen kann ich auch im Sitzen. Ich muss Malen!“ Und das war Slavko! Er hat Tag und Nacht gemalt. In seiner Küche waren nur Pinsel und Farben. Er konnte nicht kochen, er hat gar nicht groß gegessen. Er hat immer geschaut, wo er was kriegt. Das war ihm alles nicht wichtig. Wichtig war ihm Malen. Er war oft bei mir und hat ein Bild an der Wand gesehen und gesagt: „Ich brauche jetzt einen Stift, ich muss da was verändern!“ Ich sagte dann immer: „Lass das Bild, es ist gut wie es ist, es ist super“. Er hat Bilder oft übermalt, die schon klasse waren. Er hat die übermalt, er war nie zufrieden. Er musste immer neu kreieren, er hat immer andere Ideen gehabt. Das zeichnet aus meiner Sicht aber auch einen Künstler aus. (Roland Haas lächelt) Etwas verrückt, beklopft. Das ist ein Künstler. Das ist so. 

Heiko Wergowski: Was geschah dann mit seinen Bildern?

Roland Haas: Er war ja zwei Tage bevor er gestorben ist nochmal bei mir. Er hat damals seinen Rucksack gefühlt mit italienischen Bio-Orangen bei mir. Die habe ich immer besorgt, die hat er geliebt und hat sie dann immer in seinen Rucksack gefüllt, wenn er nach Hause gegangen ist. Am nächsten Tag habe ich nichts von ihm gehört. Am übernächsten Tag habe ich dann die Vermieterin angerufen, sie soll Mal schauen was los ist, weil er sich nicht meldet. Dann hat sie geschaut und er lag in seinem Flur, die Orangen lagen auf dem Boden, aus dem Rucksack raus gefallen. Das heißt er muss, nachdem er bei mir war an diesem Tag, heim gegangen sein und ist umgefallen. Er hatte ja einen Hirnschlag. Man hat ihn dann noch ins Krankenhaus mit dem Notarzt, aber nach 1-2 Tagen war es dann vorbei. Der Leichnam wurde dann von seinen Neffen abgeholt und in seine Heimat überführt. Seine Werke, die in seiner Wohnung noch da waren haben sie dann auch mitgenommen. 

Heiko Wergowski: Herr Haas, wie kamen Sie denn zu diesen vielen Bildern von Slavko?

Roland Haas: Wie gesagt, ich habe immer mal wieder ein Bild abgekauft. Wir hatten auch immer eine „Zeremonie“. Es war sehr lustig. Wenn er ein Bild verkauft hat, fragte er mich immer: „Was soll ich jetzt machen? Soll ich jetzt Miete und Lebensmittel bezahlen oder soll ich Material (Künstlerbedarf) kaufen? Da habe ich immer gesagt: „Zahle du deine Miete, ich zahle das Material“. Ich habe ihn dann immer mit allen Materialien versorgt, die er braucht. Die sind ja teilweise sehr hochpreisig. Ich habe ihn immer eingedeckt, habe ihn versorgt. Slavko sagte dann immer wieder „Ein Bild gehört dir“. So entstand im Laufe der Zeit eine Sammlung. Natürlich bekamen wir auch immer zu Geburtstagen ein Bild geschenkt. Meinen Kindern hat er zum Geburtstag natürlich auch immer ein schönes Bild gemalt.

Wir hatten ja im Geschäft früher eine Galerie. Alle Räume waren mit Slavko-Bilder großzügig bestückt. So haben dann „nebenher“ immer mal wieder Bilder an unsere Kunden verkauft.

So ist das dann einfach entstanden, dass Freundschaft und Hobby zusammenkamen. 

„Slavko Radisic erschaffte schätzungsweise 3.500 Gemälde“

Heiko Wergowski: Was schätzen Sie denn wie viele Bilder Slavko in seiner Schaffenszeit gemalt hat?

Roland Haas: Wer in Mathe gut ist, kann jetzt das rechnen anfangen: Er hat Tag und Nacht gemalt. Er hat jede Woche 1-2 Bilder gemalt über Jahre hinweg. Er hat nur gemalt, er hat gemalt, gemalt, gemalt. In seiner Wohnung sind manchmal Bilder nebeneinander gelegen. Er hat vier, fünf Bilder gleichzeitig bearbeitet. Er hat nur gemalt. Er hat seinen Frust im Malen niedergelegt und auch sein Leben. Das war sein Ding. Das habe ich so noch nie gesehen. 

Heiko Wergowski: Und wie viele Bilder haben Sie? So als Topsammler?

Roland Haas: Es werden so um die 200 sein. Deswegen sind wir auch bereit ein paar zu verkaufen, weil…

Heiko Wergowski: Weil sie vermutlich eingelagert sind?

Roland Haas: Sie sind eingelagert. Ich hänge immer meine Lieblinge auf. Es gibt Bilder, die würde ich auch ungern hergeben. Aber ansonsten sind es einfach zu viele. Man sollte das mehr publik machen. Wir haben im Raum Reutlingen viele Firmen, wo „Slavko’s“ hängen. Viele unserer Unternehmen haben ihn auch gefördert, haben Bilder von ihm gekauft. 

„Papa, guck mal. Ein Slavko!“

Roland Haas: Es war schon schön. Ich bin meiner kleinen Tochter, damals 7 Jahre alt, zu einem Unternehmen gegangen, habe ich sie damals dabei gehabt, und sie hat gesagt: „Papa, guck mal. Ein Slavko!“ Ein kleines Kind hat den Slavko erkannt, der da hing. Und das hat mich sehr gefreut, dass meine Tochter schon erkannt hat, was ein Slavko ist. 

Ich habe in meinem Leben schon viele Bilder gekauft. (Roland Haas lacht) Natürlich keine Miró und keine Dali. Aber regionale Künstler… (Roland Haas schaut skeptisch). Ich kaufe ein Bild und nach 1-2 Jahren habe ich mich immer an einem Bild satt gesehen. Bei Slavko’s Bilder war es umgekehrt. Man hat immer weitergeschaut und hat jeden Tag was neues entdeckt. Die Bilder wurden jeden Tag spannender, wertvoller, schöner. Das unterscheidet sich zu anderen Künstlern, wo ich ein Bild hinhänge und sage: „Ach komm, ich hänge es wieder weg. Es war schön, es war gut, tolles Bild. Aber es reizt mich nicht mehr“. Nicht bei Slavko’s Bildern. Das sollten die Leute mal probieren.

Ich wäre auch bereit mit Kaution, dass ein Bild mitgenommen wird und wenn es nichts ist, dann kann es auch wieder zurückgebracht werden.

Wenn man ein Bild von Slavko aufhängt, so etwas wie das hier (Roland Haas zeigt auf das neben ihm stehende Gemälde „Kreis der Natur“), sieht man sich nicht satt. Man sieht jeden Tag was anderes. Und da sind so viele Geschichten drin in diesem Bild hier, das ist Wahnsinn. Und wenn man das erkennt, dann will man so ein Bild. Und das unterscheidet Slavko von vielen anderen Künstlern aus meiner Sicht. 

Und ich hoffe, dass der liebe Slavko…Also mit Sicherheit, er war ein guter Mensch, er ist im Himmel. Ich bin überzeugt, da ist ein Atelier. Er kann ohne Malen nicht. Auch da wo er jetzt ist, kann er nicht ohne Malen. Ich hoffe nur, dass seine Bilder noch viel Freunde finden und er doch noch im nachhinein die Anerkennung kriegt, die er verdient. Ich habe immer gesagt (Roland Haas lächelt nachdenklich): „Ich habe so viele Bilder, Slavko, wenn du mal tot bist, werde ich reich“. Viele Künstler sind ja erst nach dem Tot berühmt geworden. Das ist ja das Los der Künstler. Ist ja oft so gewesen. Und ich hoffe, dass es dem Slavko auch so geht. Nicht, weil ich jetzt reich werden will, sondern…Ich hoffe er kriegt das noch mit, dass noch Menschen auf der Erde sind, die seine Bilder wollen und lieben. Weil das hat er einfach verdient, aus meiner Sicht. 

Heiko Wergowski: Ich sehe Sie haben da auch ein schönes Buch?

Roland Haas: Ja. Wir haben auch einen Bildband über Slavko gemacht, der ist mittlerweile vergriffen. Die haben wir schon alle an seine Freunde in Umlauf gebracht. Darin haben wir über ihn…ich schaue gerade…das hier, mein „Chukotka“, ein Lieblingsbild von mir, ein Auszug. Das ist aus dem kalten Sibirien. Chukotka ist…(Roland Haas lacht)…da kommen die hin, die böse waren, in Russland. Das ist einer der kältesten Regionen, wo das Leben hart ist und entsprechend ist das Bild auch so gestaltet. Also wenn man das durchschaut, man erkennt seine Stile sehr gut darin.

Wenn jemand Interesse hat, von einem Bild mehr zu erfahren, darf er gerne auf uns zukommen. Bilder anschauen, auch Mal ein Bild zur Probe mitnehmen, wenn er sich nicht sicher ist. Wir sind auch bereit, wenn jemand ein Bild kauft, dass er es umtauschen kann, wenn es zum Beispiel vier Wochen hängt und es doch nicht so gut gefällt, „Ich sehe nicht das was ich sehen wollte“, kann man es auch austauschen. Das ist kein Problem. Ein Bild muss zu den Menschen passen. Das ist vielleicht der Tipp: Nicht nur farblich zur Wohnung, sondern es muss auch zum Menschen passen. 

slavko-radisic-hap-in-gold-nr86-600
Titel: "HAP in Gold", Maße: 70x50cm, Mischtechnik

„Slavko Radisic hat HAP Grieshaber als großen Künstler gesehen“

Heiko Wergowski: Slavko Radisic hat ja dem allseits bekannten HAP Grieshaber einige Gemälde gewidmet. War er eine Art Superstar für ihn?

Roland Haas: Ich glaube das Wort Superstar hat Slavko in seinem Wortschatz nicht gehabt…aber…er hat ihn sehr inspiriert. Der Garten von HAP Grieshaber ist ja auf der Achalm, das Atelier von HAP Grieshaber, wo er seine Werke gekünstelt hat, kreiert hat. Und das ist einer der schönsten Plätze in der Region, und Slavko war sehr häufig im Garten von HAP Grieshaber und hat sich inspirieren lassen. Er hat immer gesagt, er spürt diese Kreativität von HAP da oben (gemeint ist der Berg „Achalm“) Und wer sich mit HAP Grieshaber auseinander setzt, ist ja vielleicht nicht jedermanns Geschmack…aber mittlerweile super anerkannt als internationaler Künstler. Er hat ja auch seinen eigenen Stil gehabt, muss man sagen, der heute auch die Anerkennung genießt, die er verdient hat.

Slavko hat sich hier inspiriert. Und wir haben ja auch einige Werke von dieser Hommage HAP Grieshaber. Aber Fakt ist, dass diese Bilder alle fantastisch sind, aus meiner Sicht. Da ist keins dabei wo man nur sagt: „Hmm, nicht schlecht“. Alle super. Es ist eine super Serie, bei der sich Slavko tatsächlich inspirieren lassen hat von HAP Grieshaber. Und wenn man die Werke anschaut und dann auch Grieshaber-Werke anschaut, sieht man schon eine leichte Verbindung. Ich finde es gut, ich finde es klasse. Weil da hat sich Slavko wahrscheinlich an einem großen Künstler bisschen orientiert, was zu einem super Ergebnis geführt hat. Er hat sehr viel Techniken vermischt in diesen Bildern und ich finde die alle fantastisch, klasse. Eine seiner besten Stilrichtungen, die er gehabt hat. 

Heiko Wergowski: Was mir aufgefallen ist. Slavko Radisic hat HAP Grieshaber ja über einen Zeitraum von fast 30 Jahren immer wieder porträtiert oder hat ihm Gemälde gewidmet. 

Roland Haas: Das kann ich bestätigen. Seit dem Tod von HAP Grieshaber 1981 hat sich Slavko immer inspiriert. Ich glaube auch, wenn Slavko keine kreative Phase hatte oder wenn er deprimiert war, ist er immer auf die Achalm gegangen. Er hat dann immer Hilfe im Garten von HAP Grieshaber gesucht. Eine künstlerische Inspiration. Er hat ihn als wirklich ganz großen Künstler gesehen. Ich weiß nicht, ob es die Nähe war oder als Künstler. Ich denke vielleicht eine Kombination aus beidem. Er sagte immer: „In HAP Grieshabers Garten fühle ich mich wohl. Das ist Inspiration“. (Roland Haas schmunzelt) Ich weiß es nicht, ich war auch schon in dem Garten, mich hat es nicht inspiriert. Ob da von Künstler zu Künstler eine andere Ebene entstanden ist. Vermute ich einfach. Weil Kunst als Nicht-Künstler oder Kunst-Liebhaber können wir nicht verstehen. Was in diesen Menschen vorgeht, was sie denken. (Roland Haas lacht) Vielleicht waren beide bisschen verrückt und sind deswegen so geniale Künstler. Weil die einfach anders leben. Wenn man sieht, wie HAP Grieshaber gelebt hat. Er hat im Grund ähnlich gelebt, zwar auf etwas besserem Niveau. Aber wenn man sieht, wie es bei ihm im Atelier ausgesehen hat, wie er geschafft hat und nicht geruht. Genau gleich eigentlich. Und das zeichnet aus meiner Sicht einen großen Künstler aus. Aus unserer realen Sicht sind das Verrückte. Das kann man nicht verstehen als normaler Mensch. Und das habe ich an Slavko immer geliebt und ich vermute Mal…ich habe den HAP Grieshaber nicht kennengelernt, aber das vermute ich, wenn ich das Leben von HAP Grieshaber anschaue. Es war sehr ähnlich. Bloß dass er den Durchbruch geschafft hat. Er hat in seinem Atelier genauso irre gearbeitet ohne Pause. Ihm war die Kunst das Wichtigste. Slavko und HAP Grieshaber waren ihre Kunst ihr Leben. Nur so kann mann großer Künstler sein, glaube ich. Die Leute müssen bisschen verrückt sein. Das geht anders nicht. Und dadurch entstehen solche Werke, bei denen man sagt, da ist was drin. Das ist ja für uns Nicht-Künstler manchmal schwierig das zu erkennen, was sie manchmal darin sehen. 

Heiko Wergowski: Gibt es denn besondere Zitate oder Aussagen, die Slavko Radisic Zeit seines Lebens getroffen hat, die ihn aus Ihrer Sicht, Herr Haas, auch sehr gut darstellen…

Roland Haas: Tja, Slavko sein Zitat war: „Die Kunst ist der Wein des Lebens“. Er hat kein Wein getrunken, er hat kein Bier getrunken. Für ihn war die Kunst „der Wein des Lebens“. Er hat nur für die Kunst gelebt. Er hat den irdischen Dingen versagt, er hat nur fürs Malen gelebt. 

Heiko Wergowski: Danke vielmals.